Rede bei Together we Shine – Gedenken zur Reichspogromnacht 09.11.2024

von Henry Michels & Clara Vis

Liebe Freundinnen und Freunde, liebe Unterstützende, liebe Anwesende.
Wir freuen uns, dass so viele von Ihnen unserer Einladung ins Haus der Jugend gefolgt sind. Ich bin Clara, das ist Henry. Wir beide sind Mitglieder des Jugendstadtrates, und möchten Sie herzlich hier begrüßen.

Doch wir sind heute nicht aus einem fröhlichen Anlass hier. Wir sind hier, um zu trauern. Wir sind hier, um der Opfer zu gedenken, die am 9.11.1938 in der Reichspogromnacht starben. Wir sind hier, um uns daran zu erinnern, um nicht zu vergessen, was geschehen ist, und um sicherzustellen, dass so etwas nie wieder geschieht.

Heute, vor 86 Jahren, ungefähr zu dieser Uhrzeit, begannen deutschlandweit Übergriffe auf jüdische Mitbürgerinnen und Mitbürger, Plünderungen und Zerstörungen ihrer Wohnungen und Geschäfte, und Brandstiftungen an hunderten Synagogen in Deutschland.

Auch bei uns in Solingen kam es in dieser Nacht zu gewaltsamen Ausschreitungen. Die ehemalige Synagoge an der Malteserstraße, wo wir gerade herkommen, wurde in Brand gesetzt, Häuser und Läden wurden attackiert, der jüdische Friedhof an der Vereinsstraße wurde zerstört. Im Stadthaus Solingen verhafteten die Nazis 32 Personen, von denen mindestens 10 Männer in Konzentrationslager deportiert wurden. Es sind 5 Todesfälle aus dieser Nacht dokumentiert, einer von ihnen war der jüdische und kommunistische Kulturredakteur Max Leven.
All diese Verbrechen geschahen aus purem Hass. Für derartige Taten kann es keinen triftigen Grund geben. Die Nazis wollten in der Reichsprogromnacht die Auslöschung der Juden beschleunigen, wirtschaftlichen Profit daraus schlagen und alle übriggebliebenen Widerstandskämpfer*innen einschüchtern.

Auch heute ist es einfach, den Mut zu verlieren. Auch heute breitet sich der Hass immer weiter aus. Auch heute gibt es Menschen, die unsere Demokratie zu zerstören versuchen. Wir leben in einer Zeit in der Hoffnung und Zuversicht nicht mehr etwas Selbstverständliches sind. Allein dieser Mittwoch hat uns nochmal gezeigt, wie instabil unsere Demokratie sein kann und wie schnell es geht, dass die falschen Menschen an Macht gelangen

Angefangen mit den US-Wahlen und geendet mit dem Auflösen unserer Regierung. Doch ist jetzt alles hoffnungslos? Ist jetzt der Punkt gekommen, an dem wir einfach aufgeben sollten? Die Antwort ist klar… NEIN! In solch schwierigen Zeiten könnte man meinen, dass wir auf die Probe gestellt werden. Alles scheint aus dem Gleichgewicht zu geraten. Doch genau hier und jetzt müssen wir unsere Stärke zeigen. Wir müssen zeigen, dass wir uns nicht von Angst, Populismus und Lügen unterkriegen lassen. Wir müssen zeigen, dass unsere Stimmen Laut und viele sind. Egal wie einfach schwierige Situationen von Populisten dargestellt werden, lasst uns zeigen, dass sie unsere Meinung nicht verdrehen können und dass wir für Frieden, Stärke und Gemeinschafft stehen.

Wir müssen als Gesellschaft zusammenhalten. Lasst uns nicht nachgeben. Lasst uns niemals unsere Menschlichkeit verlieren. Denn in unserer Demokratie haben wir die Macht, die Welt und ihre Zukunft mitzugestalten.

Lasst uns heute, hier und jetzt ein Zeichen für unsere Werte setzen und niemals vergessen, dass wir mit dem Glauben in uns als Gesellschafft niemals verlieren werden.