Eröffnungsrede beim Klingenpride CSD 27.07.2024
von Henry Michel, Finja Kierbaum, Clara Sophie Vis
Liebe Freund*innen, liebe Unterstützende.
Wir sind hier heute alle versammelt, um zu demonstrieren, zu feiern und Toleranz, Gleichberechtigung und Freundschaft zu zeigen.
Mein Name ist Finja, und ich habe zusammen mit Clara und Henryb heute die Ehre, den Christopher Street Day 2024 in Solingen zu eröffnen. Wir alle drei sind Mitglieder des Jugendstadtrates und es ist uns eine besondere Freude, heute hier sprechen zu dürfen.
Der Christopher Street Day ist ein Tag, der ursprünglich an den mutigen Widerstand in der Christopher Street von 1969 erinnert und den Beginn der LGBTQ+-Bewegung markiert. Im Laufe der Zeit hat sich der CSD zu einem Ereignis entwickelt, bei dem wir unsere Diversität und unseren Stolz darauf zelebrieren.
Wir sind heute nicht nur zur Feier unserer Vielfalt und unserer Gemeinschaft hier, sondern auch um zur Handlung gegen Diskriminierung und für Gleichberechtigung aufzurufen. Jeder Mensch möchte so behandelt werden, wie seine Mitmenschen. Das ist der Kern von Gleichberechtigung und der CSD wurde unter anderem ins Leben gerufen, um genau diesen zu wahren.
„Ich habe meinen Sohn verloren.“ Vor nicht einmal einer Woche twitterte der Multi-Milliardär Elon Musk diesen Satz auf seiner Plattform X. Gemeint ist damit seine trans-sexuelle Tochter. Wie Sie sehen, ist es heutzutage für einige Eltern noch lange nicht selbstverständlich, das Coming-Out ihres Kindes zu akzeptieren und es weiterhin zu lieben, wie es ist.
Aus einer Ipsos-Studie aus dem Jahr 2023 geht hervor, dass 11% der Deutschen sich als Teil der LGBTQ+-Community identifizieren. In der Generation Z, unserer Generation, sind es sogar 22%. Das ist kein kleiner Rand unserer Gesellschaft, das ist ein bedeutsamer Teil. Trotzdem sagen 12% der Frauen und 25% der Männer, dass sie mit negativen Emotionen auf ein Coming-Out ihres Kindes reagieren würden. In 62 Staaten der Welt wird Homosexualität heute noh strafrechtlich verfolgt. Und selbst eine Andersbehandlung, obwohl jemand nur freundlich sein wollte, bleibt eine Andersbehandlung.
Deshalb müssen wir noch viel unternehmen, aufklären und sensibilisieren. Auch wenn es nicht viel ist, können wir alle etwas dazu beitragen, indem wir unsere Mitmenschen gerecht behandeln, egal ob lesbisch, hetero, trans, bi oder jede andere sexuelle Identität. Wir alle sind Menschen und haben Gleichbehandlung verdient.
Gerade für Jugendliche kann es schwer sein, offen zu ihrer sexuellen Identität zu stehen. Mobbing in der Schule, fehlende Akzeptanz der Eltern, Freunde, die sich abgrenzen… all das sind Probleme, mit denen immer noch zu viele queere Jugendliche täglich konfrontiert sind. Dieser Druck kommt nur zu dem Druck hinzu, der sowieso schon auf unseren Schultern lastet, was runterziehen und psychisch belasten kann. Dabei befinden sich Jugendliche in einer wichtigen Lebensphase, in der sie besonders schutzbedürftig sind. Die Gesellschaft sollte sich schützend um sie stellen und alles für ihre freie Entwicklung tun, anstatt weitere Diskriminierung zuzulassen. Allein für sie lohnt es sich, für eine sicherere, offenere, für eine bessere Zukunft zu kämpfen.
Es ist jedoch nicht so, dass wir nichts geschafft haben. Im Gegenteil. Wir haben schon viel erreicht: Von rechtlichen Fragen, wie der Ehe für alle oder dem Selbstbestimmungsgesetz, bis zur wachsenden gesellschaftlichen Akzeptanz. Aber das ist noch lange nicht genug. Diskriminierung und Gewalt gegen queere Menschen existiert ständig und überall.
Lasst uns unsere Einheit und unsere Stärke zeigen. Denn wir sind eine Gemeinschaft, die zusammensteht und sich gegenseitig unterstützt. Lasst uns ein Safe Space sein, für alle die, die jemanden brauchen, der sie so akzeptiert, wie sie sind. Lasst uns alle aktiv bleiben und für eine Zukunft kämpfen, in der niemand aufgrund seiner Identität oder Orientierung diskriminiert wird.
Wir alle können etwas dazu beitragen und dieses Ziel gemeinsam umsetzen. Wer nicht weiß wie, soll fragen. Wer nicht weiß wann, soll gleich beginnen, und wer nicht weiß warum, hat nicht zugehört.
Ein großer Dank geht an alle, die diesen Tag möglich gemacht haben, die Organisator*innen, die Freiwilligen und natürlich an euch alle, die heute hier sind. Kommt gerne auch vorbei zu unserem Stand vom Jugendstadtrat, dort könnt ihr unter Anderem euer Wissen über die bekanntesten LGBTQ-Flaggen testen.
Lasst uns jetzt gemeinsam feiern, demonstrieren und unsere Stimme erheben. Viel Spaß und einen unvergesslichen Tag! Hiermit erklären wir den Christopher Street Day „Klingenpride“ für eröffnet!